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Die Wortkreation „schlauchalarm“ wurde vor einigen Jahren in einer Chatkonversation geboren. Während dieser schnellen Hin- und Hertexterei passierte es immer wieder, dass der eine den anderen nicht richtig verstand und aus „Warte mal, ich steh auf dem Schlauch“ wurde irgendwann Schlauchalarm. In Nullkommanix war es unser geheimwitziges  „Codewort“  für: nochmal bitte, nix kapiert. Im Chat geht es um schnelle Reaktion, wie im Leben oft auch. Die meisten Missverständnisse passieren, weil wir nicht genau hinterfragen (im Gespräch mit anderen) oder uns keine Zeit nehmen zum Innehalten oder Reflektieren (im Gespräch mit uns selbst). So kommt es, wie es kommen muss früher oder später einmal: stehen wir auf dem Schlauch.

Irgendwie hat sich das Wort in mein Gehirn gebrannt, ich werde es nicht mehr los. Und obwol manchem beim Wort „Alarm“ gleich die entsprechenden „Glocken“ läuten mögen, ist schlauchalarm positiv gemeint, mit einem leisen Augenzwinkern im Abgang und der Chance milde lächelnd auf die Situation zu schauen. Eine blöde Situation nicht ganz so blöd betrachtet; oder so.

neu wählen kannst aber nur du

Hast du schon auf dem Schlauch gestanden, so richtig mit beiden Beinen? Ganz klar dass da nix mehr durchkommt an Erkenntnis, Wissen, Logik; das Gehirn ist quasi abgeschaltet. So Sätze wie „ich habe die Wassermelonen getragen“ verlassen unseren Mund als wäre es nicht unserer. Das „auf dem Schlauch stehen“ an sich meint, dass da gerade etwas nicht rund läuft zwischen Kopf und Bauch, Außen und Innen, Mund und Ohr.  Sowas wie „Keine Verbindung unter dieser Nummer“ und das heißt: DU KANNST NEU WÄHLEN.

lass uns spielen

Manchmal stehen wir uns selbst einfach nur im Weg, weil wir auf Autopilot geschaltet haben. Immer wieder das Gleiche tun, doch irgendwann spüren, dass da etwas nicht stimmt. Im Alltagstrott unterwegs, immer auf derselben Spur, dann macht es klick und du merkst, die Spurrinne ist so tief, dass du rechts und links nix mehr sehen kannst. Und nu?

Bei meiner Arbeit als Heilpraktikerin haben mich  häufig Menschen angesprochen, die an solch einem Punkt in ihrem Leben standen. Das Gefühl auf dem Schlauch zu stehen, schleicht sich oft nur ein, weil ganz einfach andere Perspektiven auf das Problem fehlen. Lass uns gemeinsam mit Alternativen spielen, experimentieren und Neues erschaffen.

Eine mögliche andere Sichtweise auf ein Problem beschreibt Gerald Hüther (Hirnforscher) in seinem Buch “Was wir sind und was wir sein könnten“:

Die wichtigsten Erfahrungen machen Menschen immer dann, wenn sie gezwungen sind, bestimmte Probleme eigenständig zu bewältigen. (…) Dabei eignet sich jeder Mensch neben bestimmten Fähigkeiten auch Wissen an, das er für die Lösung zukünftiger Probleme nutzen kann. Das funktioniert um so besser, je häufiger eine Person mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert ist, mit Problemen, die sie betroffen machen, die sie innerlich aufwühlen, emotional berühren und die gelöst werden müssen.

Es stimmt also, gelöste Herausforderungen machen stärker. Und ich bin – aus dieser Perspektive gesehen – in den Genuss ganz vieler Erfahrungen gekommen. Eine ist beispielsweise, dass ich nicht durch Härte stärker geworden bin, sondern durch Weichheit. Gerade dieses „Spürige“ macht mich im Besonderen aus. Mein Ehrenamt in der Seelsorge hat mich Demut gelehrt und tiefe Dankbarkeit für mein Leben. Ich muss nicht alles lieben, was mir wiederfährt, manches kann ich nur hinnehmen. Doch wie ich bewerte, was geschieht und worauf ich meine Aufmerksamkeit lege, sind ganz entscheidend dafür, wie ich mich fühle.

Das, was es so schwer macht, ist die negative Beurteilung der Dinge (Jammern, Klagen, Schimpfen). Mal abgesehen davon, dass es nun mal nix bringt, ziehe ich mein Umfeld gleich noch mit runter. Energie folgt der Aufmerksamkeit! Und worauf ich meinen Blick richte, entscheide ich. Ich taste mich an meinen Humor heran, wenn der wieder an Board ist, wird’s leichter, das ist wie ein Lichtschalter. Wie heisst es so schön:

Ein Lächeln ist eine Kurve, die alles gerade biegt. (Quelle unbekannt)

Wir haben die Kontrolle über unser Leben. Immer. Es gibt immer jemanden, der schon dort war, wo du  jetzt bist, der erlebt hat, was deine Herausforderung ist. Ich möchte hier gern einen Austausch mit Gleichgesinnten schaffen und Erfahrungen teilen. Lass uns gemeinsam die Knoten lösen, von der Leitung treten und in Fluss kommen.

Eine sehr gute Übung, um beispielsweise Freundlichkeit in Fluss zu bringen ist die Freundlichkeitenkette. Du tust jemandem einen Gefallen oder verschenkst etwas und bittest ihn, sich bei einer anderen Person – ohne dass diese es erwartet – zu revanchieren. Diese Person, ebenfalls  Teil der Freundlichkeitenkette, überrascht die nächste Person und so weiter. Das wirklich Schöne an der Sache ist die Freudebombe, die wir damit zünden. Wie bei einem Facebook-Like können wir nicht abschätzen, welche Ausmaße es annimmt. Wir schenken damit nicht nur der Person einen schönen Tag, der wir etwas Gutes tun, sondern diese gibt es weiter und wenn sie in Freude ist, erzeugt das schon wieder Freude. Zu guter Letzt sind wir selbst auch mitten in der Gefühlswolke.

also dann Leinen los

Susan

 

 

 

 

Foto: Frauke Wettwer