Du hast dich entschieden eine Sache durchzuziehen, ein Projekt, eine Diät, einen passenderen Job finden, was auch immer. Du setzt dich hin, arbeitetst einen Plan aus, bist motiviert, startest, hängst dich voll rein und dann: Aus die Maus! Ende Gelände!
Jetzt gibt es wie immer unterschiedliche Möglichkeiten. Aufstehen, Schütteln, Krone richten und weiter. Leider bleibt es aber oft bei dem einen oder zumindest (zu) wenigen Versuchen und das Projekt wird „abgehakt“ und ad acta gelegt.
Wenn es verflixt nochmal nicht so klappt wie es soll, ist das einfach nur ein Zeichen, dass es so nicht geht. Anders schon! Warum ist so oft nach Plan A Schluss? Das Dilemma ist: die einen sehen zu wenig Möglichkeiten, die anderen zu viele.
Ich gehöre zu Letzteren und hake mein Vorhaben oft viel zu schnell ab. Ich hab ja noch 3 – 11 andere Ideen in der Kiste und gehe zum nächsten Projekt über. Beim ersten Gegenwind denk ich mir: nö so war das nicht gemeint. Das will ich anders. Also mach ich’s anders. Oder neu oder gar nicht mehr. Bäumchen wechsle dich. Da ist er wieder, der Wald und die vielen Bäume… und meine persönliche Herausforderung – mich entscheiden. Der Casus knaxus dabei: nicht entscheiden ist schon mal ein sehr großer Schritt in Richtung Holzweg.
Zum Teufel mit Plan A – das Alphabet hat viele Buchstaben.
Wie fühlt es sich wohl an, Fehler in Zukunft nicht als solche zu betrachten, sondern als Versuch abzuhaken? Kennst du die Antwort von Alva Edison, auf die Frage, ob es nicht nervig ist so viele Fehlversuche zu haben?
„Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“
Ich bin nur vom Weg abgekommen
Nun zu mir und meinem Projekt schlauchalarm, welches ich Anfang des Jahres flugs änderte als mit Anne die Idee vom Improcoaching dazu kam. Tolle Idee und ich war Feuer und Flamme. Dieses Projekt zusammen mit jemandem zu entwickeln erschien mir so viel erfolgsversprechender, als allein an meinem Blog zu frickeln. Holterdipolter änderte ich Plan, Konzept und Wegstrecke und wir gingen zusammen weiter. Doch manche Reise endet schon an der nächsten Weggabelung.
Sind wir gescheitert? – Ja, das gemeinsame Projekt schon.
War es das jetzt? – Nein.
Ich geh nochmal zurück auf Los. Das Leben zeigt mir wieder einmal eine für mich sehr lehrreiche Lektion: geh DEINEN Weg! Im Prinzip wurde ich nur einmal mehr auf mich zurückgeworfen.
Letztendlich war mein Plan über das Scheitern zu bloggen, wenn das nicht mal ein gelungener Auftakt ist ;o) Scheitern kann zwar jeder selbst recht gut, dazu braucht es keine Anleitung. Doch diesem Thema den Schrecken zu nehmen, reizt mich sehr. Ich möchte mich auf Spurensuche begeben, warum Fehler machen so verpönt ist und wer es wie geschafft hat, aus diesem scheinbaren Dilemma auszusteigen. Daneben zu liegen gehört zum Leben dazu. Der Gedanke, dass dies nicht nur nicht schlimm ist, sondern für den Erfolg unerlässlich, ist schon einmal eine sehr gute Ausgangsposition.
Wie aus Fehlern Erfahrungen werden
Ich geh nur all zu gern mit jemandem mit, weil ich schnell andere Wege für die besseren, erfolgversprechenderen halte. Ganz sicher schwingt da das Gefühl mit (allein) nicht gut genug zu sein. Doch dadurch passiert es hin und wieder, dass ich mich plötzlich an einer Weggabelung wiederfinde, die nicht gerade in der Himmelsrichtung liegt, in die ich wollte. In Sex in the City hat Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw eine philosophische Erklärung dafür gefunden:
„Vielleicht sind unsere Fehler das, was unser Schicksal ausmacht. Wenn wir nie vom Wege abwichen, würden wir uns vielleicht nie verlieben oder sein, wer wir sind.“
Neues zu entdecken und sich bewusst auf einen spontanen Richtungswechsel einzulassen, ist die eine Sache. Und ich gehöre wahrlich zu den Menschen, die behaupten: der schnellste Weg zum Ziel ist der Umweg. Das wirklich spannende hierbei ist jedoch die Frage: Wann ist es eine Ablenkung vom Ziel und wann der Wink mit dem Zaunpfahl, verdammt nochmal die Marschrichtung zu ändern?
„Scheitern ist ein Umweg, keine Sackgasse.“ (Zig Ziglar)
Nach dem Aus des Gemeinschaftsprojektes Improcoaching saß ich eine Weile auf meinem Floß und konnte das Land nicht mehr sehen. Von der Strömung abgetrieben und weiter treiben lassen, um dann zu beschließen: nochmal bitte.
Der erste Versuch mag vielleicht Mist gewesen sein. Doch Mist ist guter Dünger für die nächste Aussaat. Also für das Thema „scheiter heiter“ ein gelungener Einstand. Ganz nebenbei habe ich eine für mich tolle Entdeckung machen können: das Improtheater!
Ich möchte mal behaupten, das Improtheater lebt vom guten Scheitern ;o). Ein Auszug aus dem Nachwort des Buches Improvisation von Keith Johnstone, dem „Vater“ des Improtheaters:
Keith Johnstone bestätigt den Konflikt als das zentrale Faktum; ein Naturgesetz. Konflikt bedeutet einfach, dass die meisten von uns die meiste Zeit etwas wollen (oder nicht wollen, was aufs Gleiche hinausläuft) und dass dieses unser Wollen ausnahmslos durch das Wollen eines anderen oder etwas anderem behindert, blockiert und negiert wird. Johnstone bietet kein Rezept, wie Konflikte zu lösen seien, sondern erhöht Klarsicht für die im Grunde immerwährende Präsenz von Konfliktsituationen. Er zeigt, wie wir uns verhalten, wenn wir uns abmühen, den Widerstand gegen unseren Willen zu überwinden (oder ihm nachzugeben).
Lass dich vom Leben inspirieren, nicht umhauen!
So wie Johnstone mit dem Improtheater keine Konflikte lösen, sondern uns nur einen Spiegel vorhalten kann. So kann ich auch nicht das Scheitern nicht verhindern, aber vieleicht die Scheinwerfer darauf ausrichten, wie es gut weiter gehen kann.
Jeder von uns kann entscheiden, was wir mit dem machen, was die Welt uns vor die Füße knallt? Sehe ich Hindernisse, Blockaden und Katastrophen oder Alternativen, Perspektiven und Wahlmöglichkeiten? Ich fänd es wunderbar, wenn wir lernen könnten, leichter damit umzugehen. Wieder mehr mit dem Leben zu spielen und uns inspirieren zu lassen.
Wer aufgibt, gewinnt nie, wer nie aufgibt, gewinnt. (Napoleon Hill)
Wie immer entscheidet das Maß! Offen sein für Alternativen und trotzdem dicht genug, nicht leck zu laufen. Letztendlich sind wir alle verwoben auf unseren Wegen: Mit einigen teilen wir unsere Wege, sie werden zu Knotenpunkten im Netz unserer Gemeinschaft. Andere Verbindungen werden wieder gelöst, weil sie nicht passen.
Also nur mal angenommen…
- Stell dir deinen Lebensweg vor: bist du auf dem Weg zu dir, von dir weg oder stehst du suchend an einer Weggabelung?
- Wohin würdest du in deiner Vorstellung gern als nächstes gehen – welche Richtung möchtest du einschlagen?
- Wenn du nicht weiterkämst, wen könntest du nach dem Weg fragen?
- Könnte dich unterwegs jemand begleiten?
- Und wer würdest du sein, wenn du da bist?
Ganz viel Freude beim Beantworten der Fragen wünsche ich dir. Bis demnächst in diesem Theater ;o)
0 Kommentare