Das heutige Leben scheint aus schier unendlich vielen Möglichkeiten zu bestehen. Ob es die morgentliche Wahl des Pullis ist, welche Zahncreme du benutzt oder was du frühstückst. Ob du in’s Büro fährst oder von zu Hause arbeitetest und auch welche Laune du heute auflegst liegt in deiner Hand. Wenn das Leben dir die Bälle zuspielt, reagierst du darauf. Entweder du schlägst den Ball zurück oder lässt es bleiben. Alles beginnt mit einer Entscheidung, mit DEINER ENTSCHEIDUNG.
Spontan oder Plan?
Wie treffst du gute Entscheidungen? Ist es besser, sich ganz viel zu informieren und den Verstand entscheiden zu lassen oder landet die Bauchentscheidung – dieses spontane Gefühl was sofort hochkommt – eher ins Schwarze?
Viele Alltagsentscheidungen laufen auf Autopilot oder sind lediglich Wiederholungen einer einmal getroffen Entscheidung, z. B. welchen Weg wir zur Arbeit einschlagen. Das ist auch gut so, denn würden wir jeden Tag jede Entscheidung auf’s Neue fällen müssen, wären wir schlichtweg überlastet.
Eine bewusste neue Entscheidung steht an, wenn die alte überdauert ist oder wir etwas Neues starten (wie unsere Ernährung auf vegan umzustellen). Ebenso wenn wir uns bei einer Sache unwohl fühlen oder jemand anderer uns die Entscheidung abgenommen hat (wie bei einer Kündigung). Wir pflastern unseren zukünftigen Lebensweg mit den Entscheidungen von heute.
Mehr Auswahl – mehr Freiheit – mehr Verwirrung
Je größer das Angebot, desto schwerer die Entscheidung. Eine große Angebotsvielfalt ist heute der Maßstab in fast allen Bereichen. Mein Spaßfaktor beim Einkaufen sinkt dadurch echt ab, es überfordert mich regelrecht. Wenn ich eine Jeans brauche, dann gibt es eine unzählige Auswahl an Möglichkeiten und mindestens 3 Hosen, die passen. Die eine könnte einen Ticken länger sein, die andere einen Zentimeter enger am Bauch und die dritte hat so komischen Stoff, obwohl die am Besten sitzt. Und welche jetzt kaufen? Das nervt! Gäbe es nur eine Hose, in meiner Größe und gewünschten Farbe, würde ich die nehmen, aber so? Zugegeben, dass ist ein Luxusproblem. Ich habe für mich beim Shoppen eine Grundsatzentscheidung getroffen: wenn ich hadere, kauf ich nicht. Entweder es ist Liebe auf den ersten Blick oder eben nicht. Denn je länger ich in den Spiegel schaue, desto lauter plappert die Stimme in meinem Kopf: nimm sie doch beide, kannst ja eine zurückbringen, ach und die passt so gut zur Bluse…. AAAAAAAHHH! Raus hier!
große Entscheidungen schneller getroffen
Bei großen Entscheidungen ist es oft so, dass diese sich anbahnen. Wenn es darum geht in eine neue Wohnung zu ziehen oder einen anderen Job anzunehmen. Diese Dinge laufen eine ganze Zeit „unbewusst mit“, um irgendwann an der Oberfläche aufzutauchen. Gefühle bauen sich langsam auf und interagieren so von hinten aus der 2. Reihe scheinbar mit den Gedanken. Und plop, tauchen sie auf. Mein Verstand präsentiert mir gleich entsprechende Infos dazu aus meinem Erinnerungsspeicher. Das und das solltest du so nicht machen, hat schon damals nicht funktioniert usw. usf. Zeitgleich macht sich ein Gefühl in meinem Körper breit und die Entscheidung ist da, ich weiß es einfach. Scheint die perfekte und schnellste Lösung zu sein, doch wie gesagt, ein schwelender Vorgang, der sich hinziehen kann.
Die Unzufriedenheit ist am größten, je schwerer ich mich mit einer Entscheidung tue. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich vorher viel zu viel mit der damit einhergehenden Unsicherheit beschäftige. Manchmal läuft es darauf hinaus, dass die Deadline verstrichen ist. Auch eine Art zu entscheiden. So müßig wie sinnlos, die Frage danach: war das die richtige Entscheidung?
Kopf oder Bauch?
Entscheidung rational: die bekannte Pro- und Kontraliste liefert Futter für das Gehirn. Der Kasus Knaxus dabei ist, du beziehst dich entweder auf Zahlen, Daten, Fakten von Personen in ähnlicher Situation oder greifst auf deine Erfahrungen zurück. Die Frage hierbei ist doch: Möchtest du jetzt deine Entscheidung anhand archivierter Fakten früherer Tage oder herangezogener Beispielfälle anderer treffen? So beruhigend es manchmal auch wäre, wir können nun mal nicht definitiv vorhersagen, was wäre wenn.
Die gute alte Bauchentscheidung ist das erste, was dir in den Sinn kommt. Das Gefühl ist blitzschnell unterwegs, da haben die Synapsen noch nicht einmal angefangen zu funken. Irgendwie bleibt jedoch der bittere Nachgeschmack von zu wenig Information. Das Gefühl bleibt auch nach 47 Internetseiten, 12 Foren und 8 Ratgebern.
Letztendlich gibt es die perfekte Entscheidung genauso wenig wie das perfekte Leben. Spätestens wenn die Pro und Kontra Liste DIN A 4-Format angenommen hat, ist es Zeit andere Entscheidungshilfen heranzuziehen. Shit happens. Versuch und Irrtum ist das Naturprinzip, mit dem wir bis heute überlebt haben.
Alles beginnt mit einer Entscheidung, mach dir nix vor: wenn du dich nicht entscheidest, machen das andere für dich!
12 Wege eine Entscheidung zu treffen
- Hauptsache du entscheidest dich: TUN ist das neue richtig! Die Bewertung in richtig und falsch ist voll 90er :o) Es gibt kein schwarz und weiß, die Welt ist buntkariert mit Punkten. Mach dir deine Welt, wie sie dir gefällt. Die Freiheit, sich entscheiden zu können ist doch was.
- Begrenze die Auswahl. Fang mit kleinen Dingen an, z. B. mit der schnellen Essensauswahl im Restaurant. Nimm das erste Gericht, das dir Appetit macht und sofort weg mit der Speisekarte.
- Such dir ein unbekanntes Spielfeld und probiere Neues aus. Der Vorteil daran: dazu gibt es keine abrufbaren Erfahrungen in deinem Hirn-Rechenzentrum. Du kannst munter drauf los entscheiden. Wenn du daneben liegst, kein Problem, du bist ja neu auf dem Gebiet :o)
- Alternative Spielchen. Nimm die eine Variante und spiel sie in deinem Kopf durch. Was würde geschehen, wenn du dich so entscheidest? Welche Konsequenzen hätte das? Was wäre daran super, was weniger schön? Wenn du mittendrin steckst in dieser Vorstellung frage dich: wie fühle ich mich jetzt? Wenn du das nicht gleich spürst, achte auf deinen Körper. Bist du verkrampft, Augenbraue hochgezogen, rast das Herz oder hast du ein Lächeln im Gesicht? Und jetzt probier dasselbe mit dem anderen Weg. Wie fühlen sich die Alternativen an?
- Gefühl + Verstand. Hast du die Alternative, die sich besser anfühlt gefunden und dein Kopf meint dazu: ja aber? Dann geh dem nach. Fühlt es sich beispielsweise besser an einen anderen Job anzupeilen, doch dein Kopf erinnert dich an die monatlichen Ausgaben, dann überleg dir eine Alternative. Eine, mit der du beides haben kannst: neuen Job und finanzielle Absicherung (nebenberuflich starten, günstigere Wohnung etc. pp.).
- Stell dir vor, wie sich deine Entscheidungen in 10 Jahren anfühlen? Oder was passiert in 10 Jahren, wenn du diese Entscheidung nicht triffst?
- Was könntest du gewinnen, wenn du eine Entscheidung triffst oder was verlieren? Musst du zwischen zwei negativen Alternativen wählen: Welche wäre das kleinere Übel?
- Wenn du der Mensch wärst, der du immer schon sein wolltest, wie würdest du dann entscheiden? Alternativ: Wie würde dein Vorbild oder Idol entscheiden?
- Grundsatzentscheidungen für bestimmte Situationen (wie bei meinem Hosenbeispiel oben). Wenn es mir nicht sofort gefällt, dann kaufe ich nicht. Auch gut: einkaufen unter Zeitnot, zack zack rein in’s Körbchen, fertig (da können wir uns von den Männern eine Scheibe abschneiden ;o).
- Frag bei großen Entscheidungen nicht dein direktes Umfeld, sondern die Menschen, die bereits da sind, wo du hinwillst. Menschen in unmittelbarer Nähe sind zu dicht dran, wollen uns beschützen und raten daher oft dazu die Komfortzone nicht zu verlassen. Manche befürchten auch uns zu verlieren, wenn wir uns zu weit von ihnen weg bewegen.
- Es ist noch nicht soweit. Manchmal brauchen Entscheidungen Zeit zu reifen. JETZT NOCH NICHT zu entscheiden ist auch eine.
- Wir können nicht nicht entscheiden. Nichts tun heißt, alles beim Alten zu belassen. Mach dir das so richtig bewusst.
Entscheiden kann man üben, immer wieder. Es ist allemal besser selbst anzupacken als im Wartzimmer des Lebens zu hocken und andere entscheiden zu lassen. Unzufrieden machen vor allem nicht getroffene Entscheidungen.
Wir wissen alle nicht, was die Zukunft uns bringt, also warum nicht vom Positiven ausgehen ;o) Auch das ist deine Entscheidung! Dich nicht zu entscheiden bedeutet oft, die Nachteile aus beiden Seiten abzukriegen. Wann immer etwas geschieht, womit du nicht einverstanden bist, wirst du dich fragen, ob es passiert ist, weil du dies oder das getan hast oder weil du etwas anderes unterlassen hast.
Der Nachteil ist: wir sind die Generation Unentschlossen und der Vorteil: nie zuvor gab es diese unbegrenzten Möglichkeiten. Du kannst das Leben führen, das du leben möchtest. Wofür entscheidest du dich?
Welche Tricks hast du beim Entscheiden?
Hallo Susan,
das letzte Zitat gefällt mir besonders gut 🙂
Denn wir können noch so großartige Ideen für unser Leben haben, wenn es bloße Ideen bleiben, nützen sie weder uns noch anderen etwas.
Und ich glaube, größere Entscheidungen machen immer etwas Angst.
Vielleicht sollten wir uns dabei eines bewusst machen:
Wir können uns nicht nicht entscheiden.
Wenn wir uns nicht entscheiden, ist das schließlich auch eine Art Entscheidung, oder? Und zwar meistens ein mieser Kompromiss 😉
Ich habe mir mal erlaubt, deinen Artikel auf meinem Blog zu verlinken, da er so wunderbar passt 🙂
Liebe Grüße,
Marie
Liebe Marie,
hm, das mit der Kommentarfunktion ist leider noch etwas holprig, sorry dafür.
Hab vielen Dank für deine Antwort und das Verlinken, natürlich sehr gerne :o) Klar, wenn ich meine Idee für mich behalte, enthalte ich sie den anderen ja vor. Ein wichtiger Aspekt, den du da nennst. Ich bin ganz deiner Meinung, sich nicht zu entscheiden ist ein ziemlich fauler Kompromiss, denn irgendwie hat das was von sich treiben lassen und wohin dann die Reise geht???
liebe Grüße
Susan
PS: hier findet ihr Marie’s Antwort auf die Frage: http://schwellentroll.de/warum-es-schwer-ist-entscheidungen-zu-treffen/
Also… ich find die Idee mit dem Nicht kaufen wenn das Teil mir nicht tipp topp gefällt sehr gut…..ansonsten spüre ich gerade nach, wie denn meine Entscheidungsstrategien sind, und in welcher Situation ….. ich werde eine leichte Entscheidung/Entscheidungslos Liste für mich machen und sie dann gerne mit Dir teilen.
Zum Beispiel weiss ich essens technisch immer ganz sicher und sofort was ich will. … ich habe schwierigkeiten wenn ich was will, und jemand anderer fängt dann an Tipps zu geben oder zu intervenieren, da ist es schwer dran festzuhalten…. und dann gibt es dinge die ich will, für die ich mich entschieden habe und dann kommen die Einwände, Müdigkeit, und dann fängt das hin und her an. Hm… und ist das was ich will auch das wo für ich mich entschieden habe? also ich gehe jetzt auf die Suche..
Liebe Frauke,
oh das kenn ich, das Hin und Her. Da bringt mir dieses ganze Überlegen nicht wirklich was, im Gegenteil, irgendwie ist es eher hinderlich. Es heißt vielleicht ja nicht ganz umsonst Rat-SCHLAG (ein bisschen weh tut’s immer oder ;o) Frag 2 andere Menschen und du hast unterm Strich 5 Meinungen…. Doch wirklich unangenehm sind die ungefragten Tipp-Geber. Bei sich selbst bleiben, kann schon manchmal eine Herausforderung sein. Meinst du das Problem, dass man ein Ziel nicht bis zum Ende verfolgt, sondern früher aufgibt? Was glaube ich in Richtung Ziel zieht ist das warum dahinter. Ist das nicht stark genug, plappert mich mein persönliches Energiesparschwein – auch Schweinehund genannt – in den Lehnstuhl oder die Couch und ich kann mich nicht wirklich aufraffen. Wenn ich beispielsweise keine Lust habe zu Laufen, dann stelle ich mir vor, wie supergut ich mich danach fühle, das hilft mir ungemein.
Ich bin gespannt, was du auf deiner Suche entdeckst :o)
liebe Grüße
Susan